Stärkere Zusammenarbeit

Nicht nur im Hinblick auf das Pina Bausch Zentrum, sondern auch um Antworten auf Fragen zur Zukunft des Werkes von Pina Bausch zu finden, werden das Tanztheater Wuppertal und die Pina Bausch Foundation noch stärker als bisher zusammenarbeiten. Das betonten Tanztheater-Intendantin Bettina Wagner-Bergelt und Foundation-Vorstandsvorsitzender Salomon Bausch auf der ersten gemeinsamen Pressekonferenz zu einer Spielzeit. Im Wuppertaler Schauspielhaus, am Standort des geplanten Pina Bausch Zentrums, stellten die beiden Institutionen am Dienstag, 28. Mai 2019, ihre Pläne für die Saison 2019/2020 vor.
NEUN VERSCHIEDENE STÜCKE
Die Wuppertaler Spielzeit des Tanztheaters wird mit dem letzten Werk von Pina Bausch eröffnet: „...como el musguito en la piedra, ay, si, si, si...“ (Wie das Moos auf dem Stein). Weil die Kompanie am 10. Todestag der Choreografin, dem 30. Juni, eine Gastspielverpflichtung in Paris hat, gedenkt das Ensemble im Anschluss an die Premiere am 3. Oktober 2019 in Wuppertal mit der Veranstaltung „Eine Nacht für Pina“ der großen Künstlerin: Alle Tänzer*innen werden anhand einer Sequenz aus einem Stück, an dem sie mitwirkten, davon erzählen, wie sie das erlebt haben.
Nach der Rekonstruktion von „Er nimmt sie an der Hand und führt sie in das Schloß, die anderen folgen“ in der vergangenen Spielzeit stehen zwei weitere Neueinstudierungen auf dem Programm: Während „Wiesenland“ (Premiere: 16. November 2019) von einer Mischung aus Tänzer*innen der ersten und zweiten Generation sowie neuen Ensemblemitgliedern lebt, wird „Blaubart. Beim Anhören einer Tonbandaufnahme von Béla Bartóks Oper ,Herzog Blaubarts Burg‘“ 35 Jahre nach seiner letzten Aufführung eine völlig neue Besetzung aufweisen (Premiere: 24. Januar 2020).
In „Die sieben Todsünden / Fürchtet euch nicht“ mit dem Sinfonieorchester Wuppertal im März 2020 wird es nicht nur ein Wiedersehen mit Schauspielerin Johanna Wokalek geben. Auch Schauspielerin Meret Becker und Sängerin Melissa Madden Gray konnten als Gäste gewonnen werden. Als weiteres Repertoirestück steht „Vollmond“ (Juni 2020) auf dem Programm.
Dem Wunsch der Kompanie, kreativ zu arbeiten, entspricht zunächst die siebte Folge der Reihe „Underground“ mit insgesamt neun neuen Produktionen aus dem Ensemble im November 2019. Zudem hat Bettina Wagner-Bergelt fünf Choreograf*innen unterschiedlicher künstlerischer Handschrift eingeladen, mit dem Tanztheater zu arbeiten: Sidi Larbi Cherkaoui, Richard Siegal, Monika Gintersdorfer (zusammen mit dem bildenden Künstler Knut Klaßen), Helena Waldmann und Rainer Behr. Ihre Werke werden unter dem Titel „Begegnungen“ im Rahmen eines abendfüllenden Programms im Juni 2020 uraufgeführt.
Insgesamt zeigt das Tanztheater in der neuen Spielzeit neun verschiedene Stücke. Allein in Wuppertal werden 32 Vorstellungen stattfinden. Gastspiele und Tourneen bestreitet das Tanztheater in Catanzaro (September 2019), Tel Aviv (Oktober 2019), Charleroi (Dezember 2019), London (Februar 2020), Paris (März 2020), Los Angeles und Berkeley (April 2020) sowie Chicago und Ludwigsburg (Mai 2020).
Darüber hinaus sind für die kommende Saison Kooperationen mit anderen Wuppertaler Institutionen eingestielt: mit den Wuppertaler Bühnen, dem Skulpturenpark Waldfrieden, dem Von der Heydt-Museum, den Riedelhallen und der Bergischen Musikschule. Zudem bietet das Jugendprojekt des Tanztheaters unter dem Titel „Suchen und Finden“ verschiedene Formate von Schulkooperationen.
ARCHIV GEHT ONLINE

Die Spielzeit, in der die Pina Bausch Foundation ihr zehnjähriges Bestehen feiert, beginnt die Stiftung am 25. Oktober 2019 mit einem Geschenk an die Öffentlichkeit: Aufnahmen des Stückes „Palermo Palermo“, die kurz nach der Uraufführung 1989 unter der Regie von Pina Bausch entstanden, werden restauriert, zu einer Filmfassung geschnitten und kostenlos online verfügbar gemacht.
Am 13. Juni 2020 geht nach zehnjähriger Arbeit dann auch das Archiv der Stiftung online, zunächst mit digitalisierten Materialien zu fünf Stücken aus allen Schaffensphasen. Jedes Jahr kommen, so Salomon Bausch, weitere Stücke und Materialebenen hinzu. Die Foundation arbeitet seit 2010 an der Erschließung und Digitalisierung des Archivs, das allein 9000 Videos und 200.000 Fotos sowie Produktionsunterlagen zu allen Stücken umfasst und Arbeitsgrundlage für alle Aufführungen ist.
Ein Highlight der Saison ist ein Doppelabend, der in Zusammenarbeit mit der École des Sables entsteht. Für den ersten Teil schaffen Germaine Acogny, Gründerin dieses Tanzzentrums im Senegal, und Malou Airaudo, ehemaliges Ensemblemitglied des Tanztheaters Wuppertals, eine neue Kreation. Für den zweiten Teil des Abends wird erstmals mit einem eigens dafür gecasteten Ensemble Pina Bauschs „Das Frühlingsopfer“ einstudiert. Nach der Uraufführung im März 2020 in Dakar wird der Doppelabend im April in Wuppertal zu sehen sein. In Zusammenarbeit mit dem Londoner Sadler’s Wells Theatre folgt ab Juni eine internationale Tournee, beginnend mit Aufführungen in Paris und Amsterdam.
Auch andere Pina-Bausch-Stücke werden geteilt: An der Einstudierung von „Iphigenie auf Tauris“ mit dem Semperoper Ballett sind unter anderem mehrere Tänzer*innen der Originalbesetzung aus Wuppertal beteiligt. Premiere in Dresden ist im Dezember 2019. Das Opera Ballet Vlaanderen wird „Das Frühlingsopfer“ einstudieren. Premiere ist im Juni 2020 in Gent, im Juli folgen Aufführungen in Antwerpen.
Ihr 10-jähriges Jubiläum nimmt die Foundation aber auch zum Anlass, um sich mit einer Vision für den künftigen Umgang mit dem künstlerischen Erbe von Pina Bausch zu befassen. Unter dem Titel „UTOPINA“ lädt die Stiftung alle Wegbegleiter*innen und Interessierten zum Austausch über Ideen und Träume zu Pina Bauschs Kunst ein. Die erste Veranstaltung im Oktober 2019 legt den Fokus auf Fragen und Potenziale des Archivs, die zweite (im Juni 2020) lenkt den Blick auf Formen der Weitergabe.
Mit einer großen Veranstaltung wird die Foundation im Juni 2020 das vierjährige Projekt „DANCE! The NELKEN-Line“ abschließen. Bisher sind rund 350 Videos eingegangen, in denen Menschengruppen aus aller Welt die Reihe „Frühling Sommer Herbst Winter“ aus dem Pina-Bausch Stück „Nelken“ tanzen.
Ins fünfte Jahr geht das Pina Bausch Fellowship for dance and choreography. Die Stipendiat*innen aus 2018/2019 treffen im Februar 2020 bei der Veranstaltung MEET THE FELLOWS!“ auf ihre Nachfolger*innen und die Öffentlichkeit.
Pina Bausch Foundation Website